Agent wider Willen

Ein Soldat, der dem Vietnamkrieg entkommen will, stiehlt die Identität eines Journalisten und macht sich auf den Weg in die USA.

Im Morgengrauen wusch ich mein Gesicht im eiskalten Fluss und hätte nur zu gern einen Schluck davon geschlürft. In der Ausbildung hatte man uns jedoch immer wieder davor gewarnt, Wasser unbekannter Herkunft unabgekocht zu trinken. Mein Magen knurrte hörbar und schmerzte vor Hunger. Ich kletterte die Böschung hoch zur Brücke und entdeckte eine Tafel mit koreanischen und chinesischen Schriftzeichen und der auch für mich lesbaren Aufschrift Han River.

Irgendwann stieß ich auf eine Straße mit mehreren Essensständen. Was da so alles am frühen Morgen brutzelte und dampfte, erinnerte nicht ansatzweise an ein westliches Frühstück. Alle Speisen sahen aus wie deftige Mittagsgerichte. Ich bestellte eine Suppe, die sie Pollock nannten, eine heiße Brühe mit getrocknetem Fisch, Tofu-Stückchen, Lauchzwiebeln und Eierflaum. Dazu eine große Flasche Trinkwasser. Mein Fünfdollarschein beschäftigte eine ganze Armada freundlicher Koreanerinnen und Koreaner mit der Berechnung des Wechselkurses und des Rückgelds in koreanischen Won. Das warme Süppchen tat mir gut. Nun musste ich nur noch meine verdammten Army-Klamotten loswerden. Ein einfaches Hemd, ein T-Shirt und eine Jeans sollten doch wohl aufzutreiben sein. Weit gefehlt! Der halbe Tag verfloss mit der erfolglosen Kleidersuche. Es gab einfach nichts in meiner Größe.

Ich musste weiter. Weit, weit weg. Zum Flughafen. Den Betrieb und die Menschen dort beobachten, meine Chancen ausloten. Aber wo war der Flughafen? Keiner der von mir Angesprochenen sprach Englisch und ich verstand weder Koreanisch noch konnte ich die Schriftzeichen lesen, was mich an den Rand der Verzweiflung trieb.

Die Rettung nahte in Form eines Hausschilds: Mrs Kim’s English-Korean Language School. Die adrett gekleidete Schulleiterin mittleren Alters empfing mich im ersten Stock und erschien mir wie ein Engel. Unrasiert, notgewaschen und in verdrecktem Olivzeug trug ich, ein wenig verschämt, aber freundlich lächelnd, mein Anliegen vor. Frau Kims perfektes Oxford-Englisch erinnerte mich an meine Schulzeit und klang in dieser Situation so beschwingt wie der erste Satz aus Mozarts Kleiner Nachtmusik. Die Lehrerin fragte nicht, wo ich herkam, schien mein Outfit zu ignorieren und zeichnete extra für mich einen kleinen Stadtplan: hinunter zum Han-Fluss, über die erste Brücke auf die andere Uferseite und dann immer flussabwärts, bis zum Gimpo International Airport, dem größten Flughafen des Landes. Es würde zu Fuß gute vier Stunden dauern, vielleicht auch fünf. Dann schrieb mir Mrs Kim noch ein paar Worte auf einen zweiten Zettel, für den Fall, dass ich unterwegs nach dem Weg fragen müsste oder mir ein Taxi leisten wollte. Das Rückgeld in Won, das ich noch vom Frühstück hatte, sollte reichen. Auch das notierte sie auf dem Zettel.

Zwei Welten kämpften in meiner Seele, als ich meine überschäumenden Dankesgefühle mit dezent asiatischer Zurückhaltung in Einklang zu bringen versuchte. Schließlich verbeugte ich mich einfach ganz langsam, tief und devot und flüsterte:

»Thank you so much! You have just saved my life!«

Die Lehrerin nickte zum Abschied nur kurz, mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln, das ich etwa so interpretierte:

»Übertreib’ mal nicht so maßlos! Das war einfach nur asiatische Höflichkeit. Vielleicht hast du ja was gelernt für dein Leben.«

Ich hielt auf der Saechang-ro ein Taxi an und reichte dem Fahrer Mrs Kims Zettel.

Während der Taxifahrt versuchte ich, einen Plan zu schmieden. Die abenteuerlichsten Gedankten schwirrten mir durch den Kopf: Könnte ich mich vielleicht in die Frachtabfertigung einschleichen, dort einen großen Koffer ausräumen, mich selbst hineinlegen und wohin auch immer fliegen lassen? Gäbe es im Frachtraum einer Linienmaschine überhaupt Druckausgleich und ausreichend Sauerstoff?

Ich musste so schnell wie möglich so weit wie möglich von hier weg, nach Australien, Europa, Nord- oder Südamerika, koste es, was es wolle! Alles war erlaubt, außer Mord. Doch wie ich es auch drehte und wendete, mir fehlten für alle praktikablen Pläne drei entscheidende Dinge: Pass, Kreditkarte und Flugticket. Der Pass musste auf einen weißen Mann zwischen 18 und 28 Jahren ausgestellt sein. Alles Weitere war zweitrangig. Ich ging mal davon aus, dass die Koreaner Gesichter von Weißen ebenso schwer unterscheiden konnten wie wir Weißen die Gesichter von Asiaten. Hier konnte ich also mit einer hohen Toleranzschwelle rechnen. Sehr schön, aber nicht zwingend nötig wären eine kalte Cola, die mich wachhalten und meine Sinne schärfen könnte, sowie etwas Bargeld, eine frische Dusche und zivile Kleidung.

Am Gimpo International Airport gab ich dem Taxifahrer meine restlichen Won. Er nickte freundlich und blieb, wie die ganze Fahrt über, auch beim Abschied wortlos.

Ich beschloss, mir sehr viel Zeit für die Beobachtung und Analyse der Vorgänge am Flughafen zu nehmen. Wann gehen welche Flüge wohin? Welche Schalter sind am stärksten frequentiert? Wo landen die Koffer nach dem Einchecken? Wie viele Restaurants und Toiletten gibt es? Wo findet die Passkontrolle statt? In welchem Rhythmus läuft das Wachpersonal welche Strecken ab? Wo arbeitet das Reinigungspersonal? Gibt es Wartesäle?

Noch bevor ich mir einen rechten Überblick verschaffen konnte, entdeckte ich gleich rechts vom Eingang eine langgezogene Bambuswand, hinter der sich ein WC befand, das ich sofort aufsuchte. Mit entleerter Blase recherchiert es sich deutlich entspannter. Gleich neben dem WC überraschte mich ein Schild mit der Aufschrift Shower. Mit allem hatte ich gerechnet, nur nicht mit einer Dusche am Flughafen. Das war genau das, was ich jetzt brauchte! Mein eigener Schweißgeruch ekelte mich schon eine ganze Weile an. Kühles Nass von oben, vielleicht noch ein Stück Seife – das wäre jetzt das Paradies auf Erden!

In dem offensichtlich kostenlos nutzbaren Duschraum lagen drei Duschzellen nebeneinander auf einer Wandseite und eine lange Reihe mit Kleiderhaken auf der anderen. Eine Dusche war besetzt, die anderen beiden frei. In jeder Duschzelle gab es ein sehr kleines Handtuch und ein sehr kleines Stück Seife. Ich riss mir die Kleider vom Leib und wollte mich schon in eine freie Zelle stürzen, da fiel mein Blick auf die hellbeigefarbene Anzugjacke am Kleiderhaken neben meinem, samt weißem Hut, hellbeigefarbener Hose und einer braunen Umhängetasche. In der Anzuginnentasche steckten ein Ticket für einen Flug über SFO nach IAD, ein Pass der Vereinigten Staaten von Amerika auf den Namen Mike Love und eine Brieftasche mit Gepäckschein, Bargeld, Kreditkarten und Visitenkarten. Der Mann auf dem Foto war gut zehn Jahre älter und korpulenter als ich und trug einen Schnauzbart.

Manche Chance hat man nur ein Mal im Leben und sie will sofort genutzt werden. Ich verzichtete auf das Duschen und schlüpfte so schnell ich nur konnte in Mike Loves Hemd, Hose und Jackett, nahm die Umhängetasche an mich, rollte meine Army-Kleidung zusammen und klemmte sie mir unter den Arm. Nur Mikes Unterhose ließ ich am Haken. Man ist ja kein Unmensch.

Während Mike fröhlich pfeifend das Duschen genoss, verließ ich schweißgebadet den Raum und stopfte meine Army-Sachen in den großen Mülleimer im WC nebenan. Mikes etwas zu große Kleidung umschlotterte meinen Körper, der Dorn seines Hosengürtels lechzte danach, ein weiteres Loch in das Leder gebohrt zu bekommen.

Plötzlich ließ mich ein Gedankenblitz erschaudern. Ich hatte einen Fehler gemacht! Einen sehr großen Fehler! Vielleicht den größten Fehler seit meinem Eintritt in die Army! Vielleicht einen alles entscheidenden Fehler!

Ich lief zurück zum Duschraum, hörte, wie Mike das Wasser abdrehte und schnappte mir seine Unterhose – das einzig verbliebene Kleidungsstück – vom Haken, gerade als die Tür der Duschkabine aufsprang. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich unsere Blicke. Ich werde die Mischung aus blankem Entsetzen, Wut und Hilflosigkeit in seinen Augen nie vergessen, als er mich in seinem beigefarbenen Anzug, mit seiner braunen Umhängetasche und seinem weißen Hut auf dem Kopf sah. Würde er es wagen, mich splitterfasernackt durch die Flughafenhalle zu verfolgen? Würde er mich einholen können? Auf welcher Seite stünden die Menschen und die Sicherheitskräfte, wenn ich von einem Nackten angegriffen würde?

Nach hundert Metern Sprint lief ich, ohne mich umzusehen, im schnellen Schritttempo zur Herrentoilette am diagonal gegenüberliegenden Teil des Flughafens, entsorgte Mikes Unterhose im dortigen Mülleimer und schloss mich in eine Sitzklokabine ein, um in Ruhe Bestandsaufnahme zu machen und mich mit meiner neuen Identität anzufreunden:

Ich war nun Mike Love, 29 Jahre alt, aus Lexington, Kentucky, USA. Laut meiner Visitenkarte war ich Journalist der Washington Post, jener Zeitung, die gemeinsam mit der New York Times vor wenigen Monaten die Pentagon Papers veröffentlicht hatte, eine Studie, die belegte, dass der Vietnamkrieg von langer Hand vorbereitet war und das amerikanische Volk von seiner Regierung über Kriegsursache und -gründe gezielt belogen wurde. Ich hatte eine Master Card und eine American Express Kreditkarte und war WorldPass-Inhaber bei Pan American Airlines. In meiner Tasche befanden sich eine wenige Tage alte Ausgabe der Washington Post, ein paar Kekse und Schokoriegel, ein Taschenbuch mit dem Titel »The Good Earth« von Pearl S. Buck. Mein Flug ging in 50 Minuten von Gate 3 über SFO nach IAD. Wo auch immer das war, würde ich noch herausfinden. Mein Gepäck war bereits durchgecheckt und die Maschine der Pan American Airways in 20 Minuten zum Einstieg bereit.

Das Gate war schnell gefunden. Ein uniformierter Koreaner schaute auf mein Ticket und meinen marineblauen Pass mit dem in Gold geprägten American Eagle und den Lettern United States of America und winkte mich ohne genaueres Hinsehen durch.

Auf einer der Sitzreihen vor Gate 3 wartete ich auf den Einlass ins Flugzeug, faltet die Washington Post auf und starrte auf die Seiten, als würde ich lesen. In Wirklichkeit kreisten meine Gedanken um den nackten Mann im Duschraum. Mike Love! Was für ein Name! Etwas schlampig ausgesprochen, klang er fast wie »Make love« und erinnerte mich an das Motto der Hippies am Venice Beach: »Make love – not war!« Wie recht sie doch gehabt hatten!

Splitternackt würde der echte Mike Love nun erst mal eine schwere Zeit durchmachen, zumindest für die nächsten Stunden, wahrscheinlich sogar Tage, vielleicht auch Wochen. Koreanische Polizisten würden ihn, in ein Handtuch gehüllt, in Gewahrsam nehmen und verhören wollen, auf Koreanisch natürlich! Irgendwann würden ein Dolmetscher und vielleicht sogar ein Konsularbeamter der US-Botschaft hinzugezogen. Allein das konnte schon Tage dauern. Die Prüfung seiner Identität ohne jegliche Papiere und bei den dürftigen Kommunikationswegen zwischen dem amerikanischen und dem asiatischen Kontinent würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Die einzige Möglichkeit, ein Foto von Mike Love von den USA nach Korea zu übermitteln, war der Postweg. Der Journalist würde das alles überstehen und irgendwann vielleicht sogar eine heiße Story daraus machen. Für mich ging es um mein blankes Überleben. Jeder weitere Tag in diesem sinnlosen Krieg hätte mich dazu zwingen können, wieder schießen oder vielleicht sogar töten zu müssen. Außerdem hätte ich selbst so enden können wie Private Coolidge oder Bill McPherson.

Die Washington Post hatte für Mike Love die erste Klasse gebucht. Sehr angenehm. Mein erster Weg nach dem Start führte mich auf die Flugzeugtoilette. Nach 60 Stunden sah mein Körper erstmals ein Stück Seife, klein, mit dem Logo der Airline, in diesem Moment für mich so wertvoll wie ein Stück Gold. Der Wasserspender lief nur immer zehn Sekunden. Egal. Das First-Class-Bordtäschchen beinhaltete unter anderem Einmalrasierer, Einmalzahnbürste und Zahnpasta. Die Körperpflege war ein wahrer Hochgenuss! Der abschließende Blick in den Spiegel ließ mich stutzen: Alt sah ich aus. ›Krieg und Schlaflosigkeit machen alt‹, hatte ich mal gehört. Stimmt wohl. Aber ob das auch reversibel ist?

SFO, das hatte ich fast schon vermutet, stand für San Francisco. Die schwarze Beamtin am Immigration-Schalter meinte, ohne Schnauzer sähe ich ganz anders aus, ich solle mir bei Gelegenheit doch mal ein neues Passbild machen lassen, sonst bekäme ich irgendwann mal Schwierigkeiten.

»Oder wieder einen Schnauzer wachsen lassen«, lächelte ich, nahm den Pass und passierte die Kontrolle.

Nun wusste ich immer noch nicht, was IAD bedeutete, der Flughafen, zu dem mein Gepäck durchgecheckt wurde. Dallas? Denver? Ich ließ mich überraschen und landete wenige Stunden später am Washington Dulles International Airport in Washington D.C.

Am Ausgang hielt ein Mann ein Schild mit der Aufschrift Washington Post – Mike Love hoch, an dem ich gesenkten Hauptes vorbeieilte. Washington D.C. wäre eigentlich der ideale Ort gewesen, um Richard Nixon mal ordentlich die Meinung zu geigen. Aber der Präsident würde auch einen Mike Love samt Presseausweis nicht an sich ranlassen. Ich beschloss, mit dem nächsten Greyhound nach Nashville, Tennessee, zu fahren, mich dort in ein billiges Motel einzumieten und bei ein paar Bierchen in einem der zahlreichen Saloons, Clubs und Bars zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Vielleicht sang ja irgendwo gerade Elvis Presley, Dolly Parton oder Johnny Cash. Außerdem kannte ich Nashville schon von einigen Wochenendexkursionen während meiner Ausbildung in Fort Campbell, Kentucky, das nur eine Autostunde entfernt lag.

Im Nashville Legends Motel in der 2nd Avenue nahe des Broadway fand ich ein Zimmer, schloss die Tür, stellte meinen Koffer ab, ohne seinen Inhalt zu kennen, warf mich voll angezogen, breitbeinig und bäuchlings auf das riesige Kingsize-Bett – und schlief volle 26 Stunden. Schließlich hatte ich die 88 Stunden davor bis auf ein paar oberflächliche Nickerchen mit halb geöffneten Augen nie richtig geschlafen.

Immer noch in Mikes Schlotterklamotten, genehmigte ich mir am Broadway ein amerikanisches Frühstück par excellence: Pancakes mit Ahornsirup, Hash Browns, Eggs »sunny side up«, gebratener Schinkenspeck und Orangensaft. Dazu ein Glas eiskaltes Wasser und ein kochend heißer »bottomless« Coffee. Ich liebte es, die Spiegeleier anzustechen und das Eigelb langsam über die Hash Browns fließen zu sehen.

Als Nächstes besorgte ich mir eine Jeans, ein weißes und ein blaues Hemd, zwei T-Shirts, Unterwäsche, ein schickes Sakko und ein paar Schuhe. Jetzt war ich wieder Mensch!

Der Inhalt von Mikes Koffer war, mit Ausnahme eines Penthouse-Magazins vom Vormonat, unbrauchbar: schmutzige Wäsche und Unterwäsche, Socken, eine Rolle Klopapier, eine asiatische Hotelseifensammlung, Toilettenartikel und eine Kodak-Kamera mit eingelegtem Negativ-Farbfilm. Ohne lange zu überlegen, steckte ich die Kamera in meine Sakkotasche.

Ein Spaziergang entlang des nahen Cumberland-Flusses sollte Klarheit in meine Gedanken bringen. Ob hier auch schon Elvis herumflaniert war und Eingebungen für einen Welthit hatte?

Mir wurde mit jedem Schritt klarer, dass ich nicht ewig auf der Flucht sein wollte und auch, dass ich Mike Love und Bill McPherson oder zumindest seinen Angehörigen noch etwas schuldig war. Am Flussufer, im Sonnenuntergang, schmiedete ich meinen Plan.

***

Am nächsten Morgen nahm ich im gleichen Broadway-Restaurant das gleiche Frühstück ein wie am Vortag. Es war einfach zu gut! Ich genoss jeden Bissen, denn mir war klar, dass es mein letztes Frühstück in Freiheit gewesen sein könnte.

Dann fuhr ich mit dem Taxi nach Fort Campbell, bis an die Schranken des riesigen Militärstützpunkts, zeigte meinen Presseausweis vor und behauptete, ich hätte einen Interviewtermin mit dem kommandierenden Brigadegeneral Thomas McKee Tarpley.

Einer der beiden Wachposten telefonierte mehrfach, immer mit meinem Presseausweis in der Hand, den er ständig drehte und wendete. Nach einer gefühlten Ewigkeit holte mich ein junger Soldat im Jeep ab und brachte mich in einen Raum in einer Baracke, die nicht gerade nach Kommandeursbüro aussah. Der Raum war spartanisch eingerichtet: Schreibtisch mit Schreibmaschine und Telefon, drei Stühle, ein Regal mit Tageszeitungen und Army-Literatur.

»Mein Name ist Collins. Ich bin hier der zuständige Presseoffizier. Stellen Sie Ihre Fragen, Mr Love, und ich werde sehen, wie ich Ihnen weiterhelfen kann«, sagte der Soldat.

»Bitte verstehen Sie, dass ich das Interview mit dem Stützpunkt-Kommandanten persönlich führen muss«, versuchte ich es erst mal auf die devote Tour.

»Das ist ohne Termin leider nicht möglich«, antwortete Collins.

»Aber ich habe doch einen Termin, heute um 11:30 Uhr!«, insistierte ich.

»Zum einen ist der General gerade in einer Besprechung und zum anderen haben wir keinen Termin mit Ihnen in seinem Kalender gefunden. Sie müssen also schon mit mir vorliebnehmen«, meinte der Presseoffizier.

Ich tastete nach der Kamera in meiner Sakkotasche und legte nach:

»Die Washington Post ist eine der größten Zeitungen dieses Landes. Ich bin beauftragt, ein Exklusiv-Interview mit Brigadegeneral Thomas McKee Tarpley zu führen, das mit seinem Porträtbild übermorgen auf der Titelseite der Zeitung gedruckt werden soll. Den Termin hat meine Sekretärin vor gut zwei Wochen vereinbart und bestätigt bekommen. Ich glaube nicht, dass die Geschichte dem General gefallen wird, die ich schreiben muss, wenn sein Büro den Termin versiebt hat und Sie, Officer Collins, mich den langen Weg nach Washington zurückschicken, ohne dass ich meine Arbeit machen konnte.«

Der Presseoffizier überlegte eine Weile und sagte dann:

»Warten Sie bitte einen Moment, Mr Love.«

 

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